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Interview zur Umschulung mit einem Azubi

21.09.2021
Kevin Prosser

Heute haben wir etwas anderes für euch vorbereitet, anstelle des sonst üblichen Blogbeitrags haben wir heute ein Interview zum Thema Umschulung

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Heute haben wir mal etwas anderes für euch vorbereitet, anstelle des sonst üblichen Blogbeitrags, haben wir unseren Auszubildenden Sascha Gasche interviewt. Sascha hat nun erfolgreich das erste Jahr seiner zweijährigen Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung hinter sich gebracht. In diesem Rahmen wollen wir einmal herausfinden wie sich das erste Jahr gestaltet hat und worin wir vielleicht ein paar Unterschiede zwischen der zweijährigen Umschulung und der dreijährigen Ausbildung finden können.

Sascha, vorab erzähl uns doch mal etwas über dich, was sind deine Hobbys?

Ich beschäftige mich in meiner Freizeit gerne und viel mit Gesellschaftsspielen und bin viel mit meinen Freunden unterwegs. Gerade die gemeinsame Zeit hat hier für mich einen besonderen Stellenwert. Man kann sich gemütlich zusammensetzen, etwas Essen und im Team oder aber auch gegeneinander spielen. Des Weiteren verbringe ich meine Zeit gerne mit Videospielen und habe hier bereits früh mit dem Amiga 500 oder einem C64 begonnen, aber auch der Nintendo GameBoy gehörten ebenfalls zu den Konsolen, mit denen ich aufgewachsen bin. Auch hier verbringe ich gerne meine Zeit mit meinen Freunden in den unterschiedlichen virtuellen Welten über die Chat- und Partyfunktionen.

Bei diesem Interview geht es vorrangig um deine Umschulung. Das bedeutet du hast bereits zuvor etwas anderes gemacht. Wie war dein bisheriger beruflicher Werdegang?

Ich habe etwa 10 Jahre als Teamleiter in der Logistik an einem Standort hier im Maintal gearbeitet. Angefangen habe ich als einfacher Kommissionierer und habe mich im Laufe der Zeit zum Teamleiter hochgearbeitet. Ebenfalls habe ich dort meinen Ausbilderschein gemacht und habe mehrere Jahre unsere Auszubildenden betreut und ihnen alles Wichtige mit auf den Weg gegeben. Dies war ein sehr schöner Teil meines Weges, da es mir sehr viel bedeutet hat, junge Menschen an die Hand zu nehmen und Sie auf ihrem Weg in das Berufsleben zu begleiten. Bereits vor der Logistik war ich im sozialen Bereich tätig und habe fünf Jahre als Integrationshelfer an einer Schule für Menschen mit Behinderung gearbeitet. Das war ebenfalls ein Aspekt, warum ich später den Weg als Ausbilder gewählt habe.

Weshalb hast du dich für eine Umschulung entschieden?

Mit der Zeit habe ich mich mehr und mehr dafür interessiert, wie sich unsere Lagerverwaltungssoftware, beispielsweise SAP eigentlich zusammensetzt. Vor allem interessierte mich die Programmierung dahinter und so habe ich mich nach fast zehn Jahren in eine neue Richtung orientiert und mich für diese Umschulung entschieden.

Was denkst du, inwiefern sich deine Umschulung von einer regulären Ausbildung unterscheidet?

Da ich in der Berufsschule in einer Klasse mit mehreren Auszubildenden bin, welche ihre Ausbildung im Vergleich zu mir in drei Jahren anstelle von zwei Jahren machen, bemerkt man schon den ein oder anderen Unterschied. Der größte, welcher zuerst auffällt, ist das fehlende Jahr am Ende der Ausbildung. Aktuell befinde ich mich in der ungünstigsten Lage für eine solche Umschulung. Die Pandemie, in der wir uns befinden, zwingt uns alle ins Homeoffice, weshalb mir die sozialen Kontakte zu meinen Kollegen und Mitschülern fehlen. Vieles lässt sich über Videocalls oder anderweitige Telefonate abdecken, aber bei kleineren Themen ist es deutlich einfacher und angenehmer, wenn man mal eben im Büro oder der Schule den Sitznachbarn fragen kann, wie man etwas am besten löst, oder ähnliches. Der dritte Punkt ist in meinen Augen die Neuverordnung des Ausbildungsberufs zum Fachinformatiker. Hier wurde der Bereich von den zwei bestehenden auf insgesamt nun vier Fachrichtungen erweitert. In der alten Verordnung waren die beiden Fachbereiche klar voneinander getrennt und fast alle berufsspezifischen Themen wurden in den ersten zwei bis zweieinhalb Jahren abgearbeitet, sodass eine Verkürzung auf zwei Jahre kaum ausschlaggebend war. Aufgrund der neuen Verordnung hingegen, ist erst das dritte und mir dadurch fehlende Jahr berufsspezifisch, was dazu führt, dass hier deutlich mehr Eigeninitiative gefordert ist.

Was sind bisher deine Tätigkeiten in unserem Unternehmen gewesen?

Mein Einstieg fand im IT-Support statt, hier ging es in vorrangig darum die myfactory, unsere Software für CRM und ERP, kennenzulernen und zu verstehen. In erster Linie geht es hier um die Unterstützung unserer Kunden, aber auch um zu erkennen, ob die Anfragen unserer Kunden durch den sogenannten Standard der myfactory abgedeckt werden können, oder ob wir anhand einer Programmierung die Software für unseren Kunden individuell anpassen müssen. Es ist interessant zu sehen, wie die Kollegen mit den Problemen und Wünschen der Kunden umgehen, sei es herauszufinden, ob es bereits eine Lösung gibt, sei es auf Datenbankebene mit einem SQL-Statement, oder durch eine Einstellung in den Stammdatendialogen der myfactory. Weitere Tätigkeiten, die ich übernommen habe, waren das Bereitstellen von neuen Servicepacks oder Hotfixes, also das Updaten der Instanzen unserer Kunden, aber auch das Bereitstellen von Anleitungen zu den einzelnen Modulen/Erweiterungen der myfactory und das damit verbundene Weitergeben von Wissen an die Kollegen und Kunden.

Was macht dir an deiner Umschulung am meisten Spaß?

Es sind viele verschiedene Aspekte, die mir Spaß machen, vor allem aber die generelle Beschäftigung mit der IT. Angefangen bei der Gestaltung eines eigenen Netzwerks, wie erstellt man eine Schutzbedarfsanalyse oder wie richte ich einen IT gestützten Arbeitsplatz ein. Ebenfalls interessant sind die unterschiedlichen Aspekte, an denen man seine Entscheidungen festmacht, sei es der umweltliche Aspekt, der wirtschaftliche oder eben die Forderungen des Kunden. Auch für die Hardwarekomponenten interessiere ich mich sehr und es macht Spaß zu verstehen, wie diese in einem System miteinander harmonieren und wie jedes einzelne Bauteil abhängig von vielen weiteren ist.

Die Geschichte des Computers oder der Digitalisierung gehört hier auch ganz klar dazu, zu sehen wie sich die Speicherkapazitäten vergrößert haben, oder auch wie die Welt mehr und mehr digital wird. Man sieht es bereits bei alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel beim Surfen im Internet, was passiert beispielsweise, wenn man einen Button betätigt, oder eine Internetseite aufruft.

Hast du bereits Erfahrungen im Bereich der Programmierung sammeln können?

In der Programmierung direkt nicht, aber ich habe mich bereits vor Jahren ein wenig mit dem Leveldesigner in Quake auseinandergesetzt und fand es hier schon spannend sich kreativ austoben zu können, mit den unterschiedlichen Texturen auf einzelnen Blöcken und nach und nach seine eigene Welt kreieren zu können.

Wie ist die Berufsschule? Hilft dir der Stoff auch im Betrieb weiter?

Aktuell ist es etwas schwierig die Themen aus dem Unterricht in den Betrieb zu übertragen. Im IT-Support sind die Themen weniger relevant, da wir hier sehr spezifisch aufgestellt sind in dem was wir unseren Kunden anbieten. Langsam kann ich aber mehr und mehr Themen miteinander verknüpfen, beispielsweise SQL und Datenbankabfragen, oder Verbindungstests, also wie gut ist der Ping, bzw. wie schnell ist die Verbindung vom Kunden zum Server.

Im Herbst stehen nun deine Prüfungen an. Wie bereitest du dich auf deine Prüfung vor?

Ich habe das IT-Handbuch für Fachinformatiker von Reinwerk zur Hand. In diesem finden sich 1400 Seiten mit Prüfungsfragen und Praxisübungen für den Beruf des Fachinformatikers wieder. Das IT-Handbuch ist sehr empfehlenswert, weil es sehr gut aufgebaut ist und man sich Kapitel für Kapitel durch die Themen arbeiten kann. Mir selbst wurde es von unserem Betreuer der IHK weiterempfohlen.

Des Weiteren Besuche ich jeden Mittwoch nach Feierabend einen Informatik Fachkurs einer Abendschule, welcher von einem ausgebildeten Fachinformatiker angeboten wird. Mit ihm gehen wir diverse Fragen durch, welche nach dem Berufsschulunterricht aufgetreten sind, aber auch verschiedene Prüfungen und Prüfungsfragen.

Den Prüfungskatalog für die IHK-Abschlussprüfung der Neuverordnung habe ich mir ebenfalls bestellt. Dieser beinhaltet einen Überblick über die Prüfungsthemen.

Und ganz wichtig natürlich: Lernen, lernen, lernen.

Fließt die Note deiner Prüfung in die Endnote mit ein?

Es handelt sich um eine gestreckte Abschlussprüfung. Der erste und ausschließlich schriftliche Teil fließt mit 20 % in die Endnote ein und bezieht sich auf die Einrichtung eines IT-gestützten Arbeitsplatzes. Hierfür hat man 90 Minuten Zeit.

Der zweite Teil besteht ebenfalls aus einem schriftlichen, aber auch aus einem praktischen Teil. Der praktische Teil besteht aus einer Projektarbeit von ca. 80 Stunden. In diesem Rahmen erstellt man sein eigenes Projekt mit eigener Dokumentation und Lasten- sowie Pflichtenheft. Anschließend erhält man einen Termin für die Präsentation über ca. 15 Minuten und einem ebenfalls 15 Minuten langem Fachgespräch. Dieser fließt zu 50 % in das Gesamtergebnis mit ein.

Der schriftliche Teil besteht aus drei Prüfungen, „Planen eines Softwareproduktes“, „Entwicklung und Umsetzung von Algorithmen“, jeweils 10 % der Gesamtnote und dauern je 90 Minuten und als letztes „Wirtschaft und Soziales“ mit ebenfalls 10 % und einer Dauer von 60 Minuten.

Nun haben wir schon einige Fragen hinter uns, kommen wir also nun zur wichtigsten: Warum hast du dich ausgerechnet für die Ausbildung als Anwendungsentwickler entschieden?

Für mich klar, das kreative und schaffende, welche die Kernaspekte eines Entwicklers sind. Ich möchte mithilfe der Programmierung neue Funktionen erschaffen, aber auch bestehende Prozesse erweitern können. Ebenfalls sehr faszinierend finde ich die Computersprache und die Kommunikation der Komponenten und wie man darauf Einfluss nehmen kann.

Wie kommst du mit deinen Kollegen aus?

Super muss ich sagen. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, die Kollegen sind sehr zuvorkommend und auch das Arbeitsklima ist hervorragend. Man hat gemeinsam Spaß und kann viele fachliche, aber auch unterhaltsame Gespräche führen, dennoch bleibt der Ernst bei der Erledigung der Tätigkeiten nie auf der Strecke. Morgens nach dem Aufstehen hat man nicht das Gefühl „Jetzt muss ich da schon wieder hin“, sondern man freut sich auf den gemeinsamen Tag mit den Kollegen, auch wenn sich vieles davon aufgrund der Pandemie schwieriger gestaltet.

Was würdest du dir für deine weitere Ausbildung wünschen? Vielleicht neue Bereiche erkunden?

Angefangen habe ich im Support und konnte hier alle wichtigen Grundlagen der myfactory kennenlernen, darüber hinaus interessieren mich weiteren Bereiche wie z.B. E-Commerce, also deine Abteilung, aber vor allem bin ich auf die Entwicklungsabteilung gespannt. Im Bereich E-Commerce interessiert mich die Entwicklung der Webshops auf Basis von HTML, CSS und JavaScript.

Der Klassiker aus jedem Vorstellungsgespräch. Wo siehst du deine Stärken?

Ich sehe eine meiner Stärken darin, dass ich immer dazu lernen möchte und grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch bin, der offen für neue Themen ist. Daher auch mein Sprichwort, wer rastet, der rostet. Es gibt für mich immer was zu tun oder zu lernen. Sobald mir jemand etwas erklärt, wie etwas funktioniert, möchte ich gerne tiefer eintauchen und die Mechanik dahinter verstehen.

Wo siehst du deine Schwächen?

Ich mache mir in manchen Situationen selbst zu viel Druck und bin sehr ungeduldig, gerade auch im Rahmen der Umschulung, bei der Zeit ein wichtiger Faktor ist. Vor allem die Zeit, die man sich lassen sollte, um wichtige Dinge zu verstehen, kann bei mir unter Umständen zu einer gewissen Ungeduld führen und damit verbunden auch zu Druck, den ich mir selbst mache, aber eigentlich nicht nötig hätte.

Würdest du anderen deine Umschulung weiterempfehlen?

Wenn man die Wahl hat, auch aus dem zeitlichen und finanziellen Aspekt heraus anstelle einer Umschulung eine Ausbildung zu machen, würde ich diese eher empfehlen. Vor allem ist hier für mich das zusätzliche Jahr sehr entscheidend, auch weil es aufgrund der Neuverordnung das spezifische Jahr ist und man dadurch weniger Druck hat. Der Fachinformatiker bietet in meinen Augen viel Stoff und Potenzial die vollen drei Jahre auszufüllen. Mit ausreichenden Vorkenntnissen ist es aber sicher auch eine gute Wahl die verkürzte Umschulung zu machen und somit seine Zeit nicht in das letzte Jahr zu stecken, in dem man vielleicht nicht mehr so viel Neues lernen würde.

Kommen wir zur finalen Frage: Was siehst du besonders kritisch an der Ausbildung?

Wie vielleicht schon an den bisherigen Fragen erkennbar sehe ich den Zeitfaktor sehr kritisch. Die verkürzte Zeit selbst macht die ganze Ausbildung nicht unmöglich, da man den Beruf auch in einem Zeitrahmen von zwei Jahren erlernen kann, vielmehr ist es hier ausschlaggebend, dass das spezifische Jahr vollkommen fehlt. Auch bekommt man nicht das Gefühl, dass bei der Neuverordnung bedacht wurde, dass es eventuell Auszubildende geben könnte, die die Ausbildung verkürzen möchten, oder dass es wie in meinem Fall eine verkürzte Umschulung gibt. Hier wäre es unter Umständen praktischer gewesen, die Ausbildung oder Umschulung nicht im ersten Lehrjahr, sondern vielmehr im zweiten Lehrjahr zu beginnen, damit man das entscheidende dritte und spezifische Jahr doch noch mit der bestmöglichen Unterstützung mitnehmen kann.

An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an Sascha, dass er sich die Zeit für dieses sehr aufschlussreiche Interview genommen hat.

Zum Abschluss lässt sich auch für mich als ehemaligen Auszubildenden erkennen, dass es einige Unterscheide zwischen einer dreijährigen Ausbildung und einer zweijährigen Umschulung gibt. Während in Saschas Umschulung die ersten beiden Jahre sehr breit gefächert sind und man die Grundlagen für alle der nun vier Fachrichtungen des Fachinformatikers lernt, jedoch das spezifische dritte Jahr fehlt, wurden während meiner Ausbildung in den ersten beiden Jahren bereits fast alle spezifischen Themen für meine Fachrichtung abgedeckt und das dritte und letzte Jahr widmete sich mehr der Prüfungsvorbereitung und Wiederholung des Stoffs aus den ersten beiden Jahren. Auch gab es nur zwei anstelle von vier Fachrichtungen, weshalb jede Fachrichtung in eigene Berufsschulklassen eingeteilt war. Mit dem, was ich von Sascha erfahren habe, würde ich tendenziell eine reguläre Ausbildung über die gesamten drei Jahre empfehlen, da vor allem aufgrund der Neuverordnung die wichtigen Bestandteile für die eigentliche Fachrichtung fehlen und man sich diese in ihrer Gesamtheit selbst erarbeiten muss.